Es ist 00:43 Uhr und ich überlege, ob ich das tippen soll. Interessiert das überhaupt jemanden? Will das jemand lesen? Egal, es schwirrt mir durch den Kopf und hält mich wach, also schreibe ich es auf.
Gerade im Moment denke ich an meine Kindergartenfreundin. Wir waren, bis wir an die weiterführende Schule gingen, wirklich unzertrennlich und haben uns auch danach noch regelmäßig gesehen. Irgendwann hat sich der Kontakt aber irgendwie gelockert, bis wir uns nur noch zu unseren Geburtstagen gratuliert haben. Im September heiratet sie und am Wochenende gehe ich mit Stephie und Maxi auf ihren Polterabend. So richtig gesprochen habe ich mit Lisa schon richtig lange nicht mehr und ich bin gespannt, wie das Treffen wird. Leider ist mir kein besonders originelles Geschenk eingefallen, deshalb wollte ich ihr eine schöne Karte schreiben und auf der Suche nach einem schönen Text ist mir ein Bild in den Kopf geschossen:
Wir zwei, vielleicht 4 Jahre alt zuhause bei ihr. Glücklich und unbeschwert spielen wir in ihrem Zimmer. Wir haben zwar gerade richtig Spaß, bei dem was wir machen, trotzdem schauen wir ständig sehnsüchtig in die eine Ecke (ich behaupte links von der Tür). Dort steht eine (für uns damals) „lebensgroße“ Barbie in einem traumhaften, weißen Brautkleid und einem Schleier im Haar. Eigentlich dürfen wir es der Puppe nicht ausziehen, weil es wohl ein echter Akt ist, das Ding wieder auf die Blondine zu bekommen, aber es ist so schön und wir könnten doch wirklich mal wieder „Hochzeit“ spielen. Der Spielwunsch ist zu groß, also machen wir uns an den Kletterverschlüssen zu schaffen und entkleiden die Puppe. Erst wollte ich schreiben: „wir streiten, wer es anziehen darf“, aber ich kann mich nicht erinnern mich je mit Lisa gestritten zu haben, also müssen wir uns wohl abwechselnd in das weiße Polyesterkleid geholfen haben. Wir haben uns damals das Ja-Wort gegeben und ich hätte gewettet, dass es auch irgendwann wirklich so kommen wird. Oder das ich ihr zumindest irgendwann in ihr Brautkleid helfen werde.
Wie schon erwähnt, haben wir uns auseinandergelebt und jeder von uns hat die Liebe seines Lebens gefunden. Ich bin schon über zwei Jahre mit Stephie verheiratet und Lisa wird diesen Monat ihren Verlobten heiraten.
Wenn ich früher über Freundschaften gesprochen habe, habe ich mich und meine Freunde immer gefragt: „Wenn ich heirate, werdet ihr dann noch da sein und mit mir mitfiebern?“ Das war immer so mein Maß, aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, wie vielen ich diese Frage schon gestellt habe und wer letztendlich da war…
Außer den sowieso geladenen Freunden , waren zwei ehemals Beste-Freundinnen von mir, mit denen ich aber schon lange nichts mehr zu tun hatte, da. Sie hatten keine Einladung, weil wir uns aus den Augen verloren haben, aber sie haben die Trauung trotzdem verfolgt und uns als eine der Ersten gratuliert. Lisa war zwar keine der Beiden, aber sie wäre sicher die Dritte gewesen, wenn sie nicht gerade ihren Urlaub genossen hätte. Ich bin so froh, dass ich dieses Wochenende nicht fliegen muss und zu ihrem Polterabend gehen kann, denn wie schon gesagt, war die Anwesenheit an so einem Tag immer mein Maß für eine richtige Freundschaft.
Ein bisschen nervös, aber voller Vorfreude lege ich mich jetzt in mein Bett und ruhe mich aus, damit ich fit für den Polterabend einer echten Freundin bin.
Liebe Lisa, ich wünsche dir von ganzem Herzen eine traumhafte Hochzeit. Soll deine Ehe so glücklich werden wie meine ist und ewig halten. Außerdem wünsche ich deinen (und auch meinen) Kindern eine so tolle Sandkastenfreundin, wie du eine warst. Danke für die Einladung!
PS: Der Text ist bereits gestern nacht entstanden, deshalb passt die Uhrzeit der Veröffentlichung nicht zur beschriebenen Uhrzeit 😉