Stätten meiner Kindheit – das Freibad im Spessart

Vielleicht beginnt hier gerade eine neue Reihe auf meinem Blog „Stätten meiner Kindheit“. Ich schreibe bewusst Stätten, weil sie mehr sind, als Plätze oder Orte. Sie sind viel bedeutungsschwerer.

Letzte Woche waren wir mal wieder zu Besuch bei meinen Eltern. Wir kamen Nachmittags nach einer guten Stunde Autofahrt dort an. Normalerweise ist der Spessart eine kleine Abkühlung für uns. Ja, im Taunus ist es im Sommer auch kühler, als in der Stadt, aber irgendwie ist die Luft in dem Tal in dem ich aufgewachsen bin einfach anders. An diesem Mittwoch gab es aber keine Erleichterung: 28 Grad, schwül-heiß, man spürte, dass ein Gewitter kommen würde – das ließ allerdings noch ein paar Tage auf sich warten – aber die Luft war voller Spannung. Im Nachhinein hab ich das Gefühl, das musste sich einfach so anfühlen. Es war Bestimmung, dass wir ins Schwimmbar fahren sollten. Das Schwimmbad, das mir als Zweijährigen (oder vielleicht schon früher) Abkühlung verschaffen hat.

Dort hat sich in den letzten 25 Jahren gefühlt nichts verändert. Ok, ein paar Rosenbeete sind verschwunden, damit der Blick von den Liegewiesen zum Wasser offener ist und das Babybecken ist um einiges sonnengeschützter als damals, aber so im Groben sieht es einfach aus wie immer. Und es fühlt sich auch noch genau so an wie damals. Die Parkplatzsituation ist so miserabel wie früher, richtig nervenaufreibend, aber sobald man am Kassenhäuschen angekommen ist, durchschreitet man den Rand einer Blase. Wie weggeblasen ist der Packstress – „hast du die Sonnencreme? Denk an die Schwimmflügel!“ – der Parkstress und der ganze Alltag. Man hört die Kinder von der Wasserrutsche, die Halbstarken auf den Sprungtürmen und die Bienen im Gras. So viel Energie ist in dieser Blase und doch so viel Ruhe.

Keine Ahnung ob ich das jetzt für euch rüberbringen kann oder ob ihr nur denkt „was will er von uns?!“. Aber das schwirrt gerade in meinem Kopf.

Ich glaube an diesem Mittwoch im Mai sollten wir einfach dorthin fahren. Stephie, die Mädels und ich. Meine Schwester mit Family. Irgendwie musste diese Erinnerung für unsere Kinder geschaffen werden.

Stephie, die das Bad auch erst kennt, seitdem wir zusammen sind meint auch, dass es das schönste ist, das sie kennt. Obwohl es so schlicht und einfach ist. Wahrscheinlich spürt sie einfach wie Erinnerungsgeladen es für mich ist. Wir waren erst alle im Plantschbecken und dann auf der Rutsche, die für Außenstehende wahrscheinlich unglaublich unspektakulär aussieht, aber für mich einfach fest mit Kindheit und Spaß verbunden ist. Ja, es ist noch die selbe Rutsche, die ich vor über 20 Jahren auf dem Schoß meines Papas runtergerutscht bin, bis ich endlich selbst schwimmen konnte und alleine rutschen durfte. Jetzt rutsche ich mit Maxi auf dem Schoß herunter und sehe ihre vor Aufregung geweiteten Augen, als wir um die Kurve gleiten und höre ihr erleichtertes Auflachen, als wir unten im Becken ankommen und uns das Wasser ins Gesicht spritzt.

Dieses Schwimmbad im Spessart, das sich seit Jahren nicht verändert hat, bedeutet mir so viel. Ich weiß zwar nicht warum ich das hier schreibe, aber ich glaube jeder von uns zehrt heute als Erwachsener noch von seinen Kinderfreuden. Egal ob sie groß waren, wie ein Familienurlaub oder ganz klein, wie ein extra Schlumpf in der bunten Tüte am Kiosk.

Aber eins weiß ich genau. Das ich das hier tippe und – war ja klar – Tränen in den Augen habe. Freudentränen! Ganz einfach, weil ich dankbar für eine traumhafte Kindheit bin, aus der ich meinen Kindern einen kleinen Ausschnitt zeigen und mitgeben konnte.

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